Das Verständnis von Arbeit und Unternehmenswelt befindet sich in einem grundlegenden Wandel. Die klassische Karriere hat ein Verfallsdatum, die Sinnfrage rückt in den Mittelpunkt und die Grenzen zwischen Leben und Arbeiten verschwimmen auf zunehmend produktive Weise, soviel ist klar. Doch was bedeutet dieser Wandel konkret für Leadership und Führungskräfte von heute? Was verändert sich dadurch in der Führung von Mitarbeitern und was sollte ein Unternehmen beachten, um seine Mitarbeiter sicher durch diesen Wandel zu führen? Diesen Fragen gehen wir in diesem Magazinartikel nach und geben Empfehlungen, worauf es für Führungskräfte bei New Work besonders ankommt.
Was unterscheidet Leadership von herkömmlicher Führung?
Mit dem Wandel in der Arbeitswelt verändern sich auch die Begriffe, die unsere Unternehmenswelt prägen. Vor knapp zehn Jahren haben wir noch von „Führung“ gesprochen und meinten damit Menschen in einem Unternehmen, die anderen einen bestimmten Weg zum Ziel vorgegeben haben.
Wenn wir heute von erfolgreichem Leadership sprechen, meinen wir damit Menschen, denen es gelingt ihre Mitarbeiter zu begeistern, sie zu motivieren und zu inspirieren – sei es als CEO, als Abteilungsleiter oder als Führungskraft.
Modernes Leadership gibt ihren Mitarbeitern nicht den einen bestimmten Weg zum Erfolg vor. Leadership befähigt Menschen dazu, auf ihrem eigenen Weg zum Unternehmenserfolg beizutragen. Es geht darum, den Mitarbeiter als Individuum mit seinen Stärken zu erkennen und zu fördern, damit dieser sein Potenzial bestmöglich leben und für den Unternehmenserfolg einsetzen kann. Das kann auch bedeuten, dass ein Mitarbeiter andere Arbeitsbedingungen benötigt, um seine Stärken voll einzubringen oder, dass sein Potenzial in einer anderen Abteilung oder einer anderen Position besser zum Einsatz kommt, als es bei der aktuellen Tätigkeit der Fall ist.
Während Führung vor 10 Jahren noch starren Modellen folgte, legt Leadership heute den Fokus auf die individuelle Potenzialentfaltung der Mitarbeiter eines Unternehmens.
New Work braucht auch New Leadership
Die voranschreitende Digitalisierung in der Arbeitswelt erfordert zudem ein Neudenken von Arbeit und dessen Strukturen innerhalb eines Unternehmens. Langsam aber sicher bewegen wir uns weg von Überstunden, Konkurrenzkampf und Präsenzzeiten einer rationalen Leistungsgesellschaft. Bereits heute verändern sich Organisationsstrukturen hin zu flacheren Hierarchien, Kollaborationen und Remote Work.
Unternehmenskulturen werden agiler und anpassungsfähiger. Viele Mitarbeiter arbeiten auf Distanz und mobiles Arbeiten erlaubt es, überall zu arbeiten, wo man eben gerade WLAN für seinen Laptop hat. So gesehen verwandelt sich auch das Büro zunehmend zu einem Raum, wo neben Schreibtischen auch Ideen unter den Mitarbeitern geteilt und gemeinsam an kreativen Lösungen für unternehmerische Herausforderungen gearbeitet wird. Das Büro, als der Ort, wo Mitarbeiter ihre Wochenstunden absitzen, hat ein Verfallsdatum.
Wenn nun die Mitarbeiter zunehmend eigenverantwortlich und von unterschiedlichen Orten aus für ein gemeinsames Ziel arbeiten sollen, stellt das auch die Führungskräfte vor neue Herausforderungen, wie sie ihr Team unter diesen neuen Umständen erfolgreich führen können.
Eine aktuelle Trendstudie über Digitalisierung in der Arbeitswelt zeigt, dass nur 38% der Befragten angaben, von ihren Führungskräften auch auf Distanz, also ohne häufigen persönlichen Kontakt, wirksam geführt zu werden. Agile Arbeitsstrukturen, flachere Hierarchien und neue Arbeitsweisen bringen mehr Freiheit, Selbstbestimmtheit und Teilhabe an Entscheidungen mit sich. Arbeitnehmer von morgen wollen nicht nur so arbeiten, sie wollen auch genauso geführt werden: sowohl im Büro als auch auf Distanz.
Welche Leadership Skills sind nötig, um Mitarbeiter souverän durch die Herausforderungen dieses Wandels zu führen? Zum einen muss die Führungskraft mindestens so agil und anpassungsfähig sein, wie ihre Mitarbeiter. Leader von heute brauchen völlig andere Skills als Führungskräfte vor 10 Jahren. Selbständiges und freies Arbeiten steht im Zeichen der Individualität und verlangt auch nach einer Führung, die selbständigem und freiem Arbeiten diesen Rahmen bietet.
Diese Fähigkeiten, die New Leadership erfordert, werden nicht in den Vorlesungen der Wirtschaftsuniversitäten gelehrt. Sie sind, neben persönlicher Lebenserfahrung, mehr eine Frage des Menschentyps, als eine Frage des richtigen Studienfachs.
Wenn früher ein bestimmter Führungsstil und Kontrolle ein Team zum Ziel geführt hat, so sind es heute soziale Kompetenzen wie Vertrauen und Kommunikation, die erfolgreiche Führung kennzeichnen.
Was konkret braucht also eine Führungskraft von heute, um ihre Mitarbeiter erfolgreich zu führen und eine gute Arbeitskultur zu gestalten, die in der Lage ist, rasch und bewusst mit äußeren Veränderungen umzugehen? Was macht New Leadership als modernen Führungsstil aus?
New Work und ein neues Verständnis von Leadership
Um den neuen Anforderungen in der Arbeitswelt gerecht zu werden, geht es nicht darum, netter zu sein, sondern vielmehr darum, als Coach aufzutreten. New Leadership erfordert, Menschen zu begleiten, sie dabei zu unterstützen, besser zu werden und sich zu entwickeln. In anderen Worten: sie zu empowern.
Am besten begegnen Führungskräfte den neuen Anforderungen von New Work, indem sie selbst die Entwicklungen mitmachen und sich neue Skills und Kompetenzen aneignen.
Dieser persönlichkeitsorientierte Fokus im Führungsverhalten erfordert auch die Erkenntnis, dass ihre Mitarbeiter, so verschieden sie sind, auch entsprechend unterschiedliche Führungsstile und kommunikative Kompetenzen benötigen, um ihr Potenzial zu entwickeln.
Individualität anerkennen und Selbstverwirklichung möglich machen
Ein Beispiel wäre die flexible Anwendung von unterschiedlichen Leadership Stilen wie Agile Führung, Digital Leadership oder ein kollaborativer Führungsstil. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit flexibler Führungsstile ist in den Organisationen bereits angekommen: Dass Mitarbeiter von ihren Aufgaben begeistert sind, sofern die richtigen Strukturen gegeben sind und die Unternehmenskultur stimmt. Wenn der Führungsstil eine angenehme, flexible und vor allem sinnvolle Atmosphäre für seine Mitarbeiter ermöglicht, fällt es ihnen viel leichter, Hochleistungen zu erbringen.
Involvieren statt nur informieren
Ein weiterer wichtiger Teil ist der Wunsch nach Teilhabe in Entscheidungsprozessen für Mitarbeiter. Dazu sind Kompetenzen gefragt, die gemeinsame Prozesse methodisch versiert und souverän gestalten. Besonders wenn es um umfassende Veränderungen geht, darunter Change Prozesse, die ein hohes Maße an Informationspolitik und gezielter Teilhabe erfordern.
Kommunikation und Transparenz
Das Begleiten, Aufklären und Begründen von Sachverhalten sind Skills, die für modernes Leadership besonders wichtig sind. Gerade in Zeiten von Veränderungen und zunehmendem Individualismus braucht es Menschen, die gut kommunizieren können, überzeugend sind, Empathie besitzen und situationsbezogen handeln, aber authentisch auftreten können.
Beziehungsaufbau und Teamentwicklung
Die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Team ist es, ein gesundes Arbeitsklima zu gestalten. Neben einer guten, klaren Kommunikation erfordert das auch, dass Mitarbeiter ihren Führungskräften vertrauen. Unachtsame Kommunikationsweisen, Rivalitätskämpfe, Zurückhalten von Informationen oder gar Mobbing unter Mitarbeitern verhindern die Bildung eines starken, kreativen und zielorientierten Teams. Führungskräfte sind dafür verantwortlich, hier ein wertschätzendes Miteinander und ein positive Atmosphäre im Arbeitsalltag zu gewährleisten.
Fazit: New Leadership muss auf verschiedene Veränderungen vorbereitet sein und neben dem Fokus auf die Potenzialentwicklung der Mitarbeiter auch den Blick auf unternehmerische Ziele behalten. Ein hohes Bewusstsein und Sensibilität für die Bedeutung des digitalen Wandel in der Unternehmenswelt sind für neue Leader von heute besonders wichtig. Es braucht Menschen mit sozialer Kompetenz, die unterschiedliche Führungsstile beherrschen und fähig sind, in der jeweiligen Situation angemessen zu sein.
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